Texte


 Barbara Krämer, M.A., Kunsthistorikerin

 

Zu den Arbeiten von K.N.Holder

 

Malerei

 

K.N.Holder ist ein Farbenmensch; ihre Arbeiten fesseln unmittelbar. Die Künstlerin erreicht dies, obwohl – oder gerade weil – sie sich künstlerisch und aussagemässig in einem großzügigen Radius zwischen zwei entgegengesetzten Polen bewegt: sie beherrscht die berührend-zarte, beschützende Geste ebenso wie den impulsiven, wild-cruptiven Farbausbruch. Der amerikanische Psychologe Robert Weisberg hat diese Kunstauffassung so formuliert:

 

„ Schöpferisches Denken erfordert eine Haltung die uns gestattet, nach Ideen zu suchen, und mit unserem Wissen und unserer Erfahrung umzugehen und sie zu gebrauchen. Man versucht verschiedene Vorgehensweisen, erst eine, dann die nächste und oft führt es zu nichts.“ Die Künstlerin ist in ihrem Tun vielseitig, ohne beliebig zu sein; und baut auf einem mehr als solidem Fundament auf; sie kann auch im handwerklich-realistischen Sinn malen, wie gerade ihre früheren Werke von Schuhwerk, Kleidern, Mäntel und deren Faltenwurf eindrücklich zeigen. Holder nähert sich in beständigem Wechsel zwischen Distanz und Nähe ihren Bildthemen an, verarbeitet nüchterne Realität in eine skriptal und lyrisch gestaltete neue Dimension von Ästhetik. Wobei uns die Künstlerin immer wieder auch einen Blick in ihr Inneres, ihre Persönlichkeit gestattet, ohne dabei ins Esoterische abzugleiten. K.N.Holder gibt in ihren Werken etwas priori formal Seelenlosem eine ausdrucksstarke Persönlichkeit. Die so entstandenen – aktuell mehr oder weniger – abstrakten Kompositionen entziehen sich häufig einer allzu spontanen Lesbarkeit und bieten Raum für Spekulationen.

 

Auch, indem sie eine eigenständige ästhetische Sprache entwickeln beziehungsweise suggerieren. Wirklichkeit stellt sich selbst dar und lässt im Zusammenspiel und der daraus gegebenen Umdeutung fremder Elemente wiederum selbst eine neue Bildwirklichkeit entstehen. Ihre Bilder wollen entdeckt, gesehen und „entblättert“ werden, um zum Kern vorzudringen. K.N.Holder erschafft mit dieser Herangehensweise offene Bildräume, die je nach Situation und Betrachtendem immer neue Möglichkeiten oder Assoziationen bieten. Manchmal gibt sie uns mit ihren gewählten Bildtiteln eine mögliche Denkrichtung vor – sie tut dies aber immer sparsam, ohne uns in unseren Überlegungen einzuengen und lässt uns immer genügend Spielräume für eigene Phantasiereisen. Holder schafft mit ihren farblich delikaten Arbeiten ein vitales künstlerisches Gefüge und eine authentische Sammlung von Wahrnehmungen, künstlerisch überzeugend umgesetzt. Dass sie dabei durchaus systematisch vorgeht, zeigt diese Stellungnahme:

 

„ Ich arbeite mit den Dingen der Malerei. Dazu löse ich sie aus ihrem Zusammenhang und befasse mich mit den Grundstoffen an sich. Neben der Beschäftigung mit den theoretischen Grundlagen und der Literaturrecherche entstehen die ersten maltechnischen Versuche. Die Auseinandersetzung selbst führt zu neuen kreativen Fragestellungen, wodurch spannende, phantasievolle Impulse auftauchen. Das Werk entspringt einem spontanen, schöpferischen Flow, der eine Antwort darstellt. Das Kunstwerk weiß mehr als der Künstler.“

 

K.N.Holder beschäftigt sich intensiv mit den theoretischen und technischen Grundlagen von Kunst und es gelingt ihr dabei, diese Theorie in ihren einzelnen Werken vollkommen spielerisch aussehen zu lassen. Gerade auch abstrakte Bilder erzählen bei ihr Geschichten, transportieren Inhalte, meist gestaltet in vielfältigen Farbschattierungen in mehrdimensionalen Texturen. Ihre Farben – bevorzugt Rot, Blau, Grün und Gold – sprühen vor Energie, vor energetischer Lebenskraft und konzentrieren sich doch auf das Wesentliche. Bestärkt durch die bevorzugte Verwendung der künstlerischen Urform des Quadrates.

 

„ Kunstwerke beziehen ihren Wert weder aus dem Genre noch aus der Idee oder aus der Form, sondern durch das persönliche Leben, das sie haben.“ Das Zitat des französischen Schriftstellers und Literaturkritikers Valery Larbaud (1881-1957) steht exemplarisch für die Arbeiten von K.N.Holder.